Dienstag, 23. September 2008

Besser tot als lebend?

Habe gestern Abend einen artikel aus der Zeit, Nr.12 diesen Jahres gelesen. Eine Fürsprache für die späte (nach 12. Woche) Abtreibung von schwerstbehinderten Babys, gerechtfertigt durch die fehlende Zumutbarkeit für die Mutter nach §218. Ich bin schockiert über die doch recht einseitig positive Darstellung der Entscheidung der Eltern, die Ihrem Kind und der Familie dadurch viel Leid erspart haben. Will mandie Eltern schützen, sie zu diesem schweren Schritt ermutigen? Man berichtet zwar auch positiv über die Adoptiveltern des 'Oldenburger Baby's', den kleinen Tim, der in der 25.woche abgetrieben wurde, aber nicht sterben wollte. Aber im Nachsatz wird klar gemacht, dass die Eltern auch ganz glücklich seien, mal ab und zu 'auf Distanz' zu ihrem Adoptivkind zu gehen und mit den eigenen, 'normalen' Kindern ihren Spass zu haben. Kein bericht von Eltern, die sich vielleicht gegen eine solche Abtreibung entschieden haben und ihre erfahrungen mit der schweren behinderung. Oder vielleicht von Eltern, die nichts davon wussten und jetzt mit dem Kind leben. Wo sind die Advokaten der behinderten Kinder, lebend oder noch im Mutterleib? Wer engagiert sich für die Verteidigung ihrer Rechte? Und wer berichtet uns von der Bereicherung unseres Lebens durch Menschen, die eben ein wenig anders sind? Gibt es in den offiziellen Medien eigentlich auch positive Berichte über das Leben mit Menschen mit Behinderungen?

Immer wird nur an den geforderten Fähigkeiten in unserer Gesellschaft gemessen. Wer Probleme damit hat, ist schlecht dran. Sei er Ausländer, alt, arm, dumm oder körperlich oder geistig behindert. Alles was nicht der Norm entspricht, wird systematisch ausgegrenzt und am besten eliminiert. Die Behinderten will der Staat, die Gesellschaft nicht. Oder stecken vielleicht die Versicherer dahinter, die sich fürchten vor den Kosten? Also schiebt man das Problem auf die Mütter ab. Ermutigt sie zur Abtreibung, damit sie nichts an ihrer bisherigen Lebensqualität verlieren.

DIE ZEIT plädiert - etwas sublimer vielleicht - für Euthanasie - zum Wohl des Kindes oder der Gesellschaft (der Versicherer)? Oder wollen sie den armen Müttern nur das schlechte Gewissen nehmen?

1 Kommentar:

Gabriela hat gesagt…

Genau solche Gedanken mache ich mir auch ganz oft. Schreibst du dem Autor?
Mich nimmt Wunder, wieviele Menschen so denken und was diese denken, wenn sie uns und unseren Kindern begegnen.

Leider ist meine Siesta zu Ende, daher nur noch soviel: Im Moment akzeptiert mein Compi keine neuen Links auf meiner Blog-Seite. Vielleicht muss ich auch da auf die Rückkehr des Laptops warten.

LG gabriela