Mittwoch, 23. März 2011

Geblog(ck)te Gedanken

Ich hab einfach keine Ahnung in letzter Zeit, für wen ich diesen Blog eigentlich schreibe. Für mich, für die anderen, für andere Eltern von Kindern mit DS, für andere Eltern überhaupt, für meine Familie und meine Freunde, um sie mit Familienfotos zu versorgen? Ich weiß es gerade so gar nicht, mit dem tragischen Ergebnis, dass ich gar nichts schreibe....

Am Anfang meienr Bloggerzeit schrieb ich für mich, um irgendeine Spur in der Zeit und im Raum, zumindest im virtuellen Raum zu hinterlassen... Mein Fenster zur Welt, als ich zweifache Mutter plötzlich nur noch in unseren vier Wänden wirken durfte.

Dann schrieb ich für all die anderen Eltern, um ihnen und auch mir selber Mut zu machen, meine Erfahrungen von Therapien, Lernerfolgen, den täglichen Fort- und Rückschritten teilen zu können. Austausch war mein Ziel, weitergeben und von anderen lernen. Bis ich merkte, dass ich gar keine Ahnung hab und besser meine Klappe halte. Dass jeder seinen eigenen Weg gehen muss und jedes Kind seinen.

Dann schrieb ich, um mich bei guter Laune zu halten, um den Schein nach außen zu wahren. All das Gerüttel im Inneren, in meinem und meiner Familie, wollte ich mit schönen Bildern übertünchen. Wenn ich einen schönen Post schrieb, dann um mir selber mein Leben schön zu schreiben und es hat auch oft geklappt. Zumindest im Nachhinein ....

Aber jetzt, jetzt weiß ich gar nicht mehr, warum und für wen ich schreiben soll.

Ich habe eine Arbeit, die mich (weitestgehend) erfüllt, durch die ich viel bewegen und bewirken kann für Menschen mit Down-Syndrom und anderen Behinderungen. Ich habe tagtäglich mit erwachsenen Menschen mit Behinderungen zu tun, meine alptraumhaften Vorstellungen sind verflogen, ich habe keine Angst mehr vor Lolas Zukunft, egal wie sie mal aussehen wird.

Auch habe ich mich durch das viele Schreiben über Lola und all ihre kleinen Schritte selber irgendwie aus-therapiert: ich muss und will das nicht mehr alles dokumentieren. Vieles kann sie gut, sie wird jeden Tag süßer, aber sie spricht ummer noch kein Wort und läuft wie betrunken, mein schlechtes Gewissen plagt mich täglich, und doch.... Ich schaffe es nicht mehr, mich öffentlich darüber zu grämen.... oder zu frohlocken.

Oft würd ich gern nur über meine alltäglichen Gedanken und Freuden schreiben, über meine Kämpfe mit mir selbst, die ich oft genug verliere. Und immer wieder hinter meinen Vorsätzen her renne und mich einfach nicht aufraffen kann, den Spagat zwischen Beruf und Familie wieder nicht hinkriege und mich frage, wo all meine ehrgeizigen Pläne geblieben sind. Und mich am Ende doch einfach über die Kirschblüten freue, die an den Zweigen in unserer Küche heraus schauen und am glucksenden Lachen meiner Kinder - und an noch so vielen Dingen mehr, über die ich aber niemals hier schreiben würde.

Ich muss bzw. möchte eine Form finden, mich hier mitzuteilen, auszutauschen, ohne zu privat zu werden. Denn es ist schön für Euch zu schreiben, zu wissen, dass Ihr alle lest und mitfühlt und mitdenkt. Auch wenn ihr nichts sagt, so oft... Aber wie und worüber ich schreibe, das muss sich noch fügen.

8 Kommentare:

Gabriela hat gesagt…

Heute hast du (mindestens) für mich geschrieben und ich freue mich einfach riesig, dich wieder einmal zu – spüren. Daran ist keine Forderung geknüpft, ich weiss ja, wie es ist, finde, die Freiheit sollte beim Bloggen die wichtigste Übung sein. Aber hute freue ich mich einfach so wie du über die kirschblüten, dass du dich zeigst.
Mir kommen hier immer so viele Erinnerungen, auch durch deine kraftvolle Art zu schreiben, an jene unbeschwerten und doch immer auch wieder schweren Monate, in denen wir uns von unseren kleinen Mädchen erzählt haben, von unserem Ringen um Therapiedichte und Lebenlassen, in denen wir uns getröstet haben und uns an den Fortschritten der anderen gefreut haben. Hier bei dir duftet es noch immer nach jener Zeit, und in dieses Gefühl lasse ich mich mit Wehmut und Seligkeit fallen.

Ich freue mich schon sehr, hie und da ein Bild von Lola sehen zu dürfen, einfach eines, einfach ihretwegen. Und ich freue mich bestimmt jedes Mal, deine Energie zu erleben, egal ob einmal am Tag oder alle paar Wochen.

Alles liebe
Gabriela

Anonym hat gesagt…

Auch für mich schreibst Du...
Ist immer schön von Euch zu lesen und zu schauen - auch wenn ich mir denken kann, daß da nicht alles aus Deinem Leben steht.
LG - Annette

Anonym hat gesagt…

Hallo Amelie! Wie schön, endlich mal wieder etwas von Dir zu hören.

Ich glaube, ich habe zur Zeit auch so eine Phase wie Du, ich bin auch unzufrieden und doch zufrieden und kann mich an kleinen Sachen erfreuen.

Malin macht auch überhaupt keine Fortschritte beim sprechen und ich bin darüber ziemlich frustiert. Ich habe auch wirklich gar keine Lust zur Zeit mit ihr an frühes Lesen, GUk oder irgendetwas heranzugehen. Malin puzzelt zur Zeit gern und spielt memory, aber die Sprache, da kommt einfach nichts. Nun ist es nicht so, daß Malin darpber frustiert ist, das kommt selten vor, aber ich bin es! ich mache mir unendliche Gedanken, weil ich die Schule immer mehr in die Nähe rücken sehe und wenn sie dann immer noch nicht redet...

Da freue ich mich immer, wenn ich nicht nur Schönwetterblogs lesen kann, was nicht heißen soll, daß ich mich an anderen Niederlagen erfreue! Aber dann merkt man, daß es einem nicht allein so geht und es geht gleich viel leichter! Ich kann einfach manchmal dieses " das wird shcon noch, das dauert eben etwas länger" nicht mehr hören. Die anderen sagen das so leicht, aber von denen müht sich ja auch keiner ständig damit ab, daß die Sprache vorangeht! laß den Kopf nicht hängen und wieder von Dir hören, ich lese gern auf Deinem Blog und bin da sicher nicht die einzige! Liebe Grüße von Indra

Elisabeth J.-S. hat gesagt…

Ich freu mich, dass Du wieder etwas geschrieben hast. Ganz ehrlich! Also, hast Du für auch für mich geschrieben.
Und dann bleibt bei mir alles an der Kirschblüte hängen. Genau der Satz war es heute, den ich mag.
Geh nicht ganz weg, ab und zu ein Wort, ein Bild. Ich freu mich drüber und mag gerne von der Süssen lesen.
Und auch von Dir und Deinen Gedanken.
Herzliche Grüsse
Elisabeth

Anonym hat gesagt…

liebe amelie

auch ich freue mich ganz fest, wieder von dir lesen zu dürfen!
erst als du lange zeit nicht mehr geschrieben hast, da habe ich wirkich realisiert, wie verwoben wir schon sind. irgendwie......

es liest sich schön und freudig, dein heutiges schreiben und ich wünsche dir ganz viel zuversicht und mut und natürlich vor allem die liebe auf euren weiteren wegen.

ich werde mich über jedes deiner weiteren posts freuen, ganz sicher :-)


alles liebe

christina

Claudia hat gesagt…

Hallo, Amelie!

Ich kann Dich so gut verstehen, irgendwie!

Eigentlich leben wir doch -meiner Meinung nach - alle unser reales Leben neben dem virtuellen Leben, und unsere Blogs zeigen doch auch alle nur einen klitzekleinen Ausschnitt des Großen, Ganzen! Und haben wir nicht alle irgendwann einmal damit zu kämpfen, wieviel wir preisgeben wollen? Gehen auf private blogs über, gehen wieder zurück weil dann eben doch nicht mehr soviele an unserem Leben teilhaben können wie wir dann gerne möchten; stellen fest, dass es auch mal nichts zu erzählen gibt ODER -wie Du sehr richtig geschrieben hast- sich Dinge im Leben zutragen, über die wir nicht öffentlich und virtuell berichten wollen!

Kurz gefasst: Ich freue mich, dass Du eine Erfüllung in Deiner Arbeit findest, und das Du glücklich bist mit Deiner Familie und Deinen Blick auch für die Kirschblüten noch öffnen kannst! Das ist docch wunderbar! Ich freue mich, dass Du nicht zu den Blog-Junkies gehörst, die nur der Resonanz-Sucht wegen irgendwelche posts rausschicken und schauen, was passiert. Ich mag Deine Qualität des Schreibens, und freue mich einfach von Dir zu lesen. Alles Liebe!

amelie hat gesagt…

Danke für all die schönen und lieben Kommentaren von Euch, an die ich wirklich ganz oft denke, wenn ich hier schreibe. Es ist schön, euch immer noch als meine Leser zu wissen und es macht Spass, für euch all die kleinen geschichten aufzuschreiben, gegen die Zeit und das vergessen und um meinen Blick immer wieder auf das kleine Schöne zu lenken. Ich habe wieder Lust darauf bekommen, und kann nur sagen, es macht wieder Spass, kleine Spuren im virtuellen Raum zu hinterlassen und - ich danke euch!

Martin L hat gesagt…

Huhu,
auch wir lesen deinen Blog regelmäßig, auch wenn wir selten Kkommentare schreiben. Mit 2 kleinen Kindern ist das oft zu stressig, weil man nicht so viel Zeit hat oder sich nehmen will.
Ich mach mir auch Gedanken über Bens motorische Entwicklung. Die auch eher schleppend läuft. Und ich finde es gut, dass du nicht immer gute Laune versprühst. Bei anderen ist es mir manchmal ganz unheimlich :-)

Liebe Grüße
Bettina mit Anhang